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- Maria Dohms war eine sehr resolute Frau. Ihre Koch- und Backkunst war in der ganzen Familie bekannt. Mit Geschick und Umsicht kümmerte sie sich um den großen Haushalt und das zahlreiche Hauspersonal. Aber auch für den Gutsbetrieb war sie unentbehrlich. Sie kümmerte sich um die Buchhaltung und wenn ihr Mann, wie es so oft vorkam, auf Reisen war, verhandelte sie äußerst geschickt mit Kaufinteressenten von Zuchtpferden und erzielte meist einen höheren Preis, als ihr Mann ihr vorgeschlagen hatte.
Wegen der großen Kinderschar blieb es nicht aus, daß sie bei der Erziehung mit großer Strenge durchgriff, wenn Kindermädchen oder Hauslehrerin, die die Kinder bis zur vierten Klasse unterrichtete, nicht mit ihnen zurechtkamen. Da ihr Mann Heinrich ein überaus weiches Herz hatte und keiner Fliege etwas zuleide tuen konnte, kam er oft zu seiner Frau und sagte: "Mutter das Kind war nicht artig, schimpfe mal mit ihm!"
In späteren Jahren, als schon die meisten Kinder im Internat waren, und diese in den Ferien nach Hause kamen, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und meinte: "Um Gottes willen, die Kinder kommen."
Maria Hummelsheim, spätere Frau Führer, war einmal zu einem Sommerfest auf Jussenhof eingeladen. Es muß so um 1920 gewesen sein. Sie wunderte sich, daß man von der großen Kinderschar nichts hörte und fragte die Gastgeberin, wie sie das nur fertigbrachte. Da nahm Frau Thelen den großen Schlüsselbund, den sie immer bei sich trug, und ging mit ihr zum Schulzimmer, schloß auf und wollte gerade sagen: "Sieh hier sind die Kinder und wie ruhig sie sich verhalten." Jedoch blieben ihr die Worte im Halse stecken, denn das Fenster zum Hof war auf und alle Kinder bis auf das jüngste, das ruhig vor sich hinspielte, waren verschwunden.
Bis ins hohe Alter meinte sie das Zepter in der Hand behalten zu müssen. Es kam nicht selten vor, daß sie ihren ältesten Sohn maßregelte uns sich drohend vor ihn stellte.
Im letzten Jahr ihres Lebens wurde sie jedoch immer hinfälliger und mußte abwechselnd von der überaus liebevollen Schwiegertochter Carola und ihrer jüngsten Tochter Berti (oo Bolz) gepflegt werden. Eine leichte Altersdemenz kam hinzu, und sie sprach oft davon, daß sie nach Hause zu ihrer Mutter wolle. Damit meinte sie nach Burg Baesweiler, wo ihre Mutter allerdings schon 1927 in hohen Alter von 93 verstorben war. Oft kam es vor, daß sie nachts über die Flure lief und rief: "Wo sind die Leute?", wohl noch in der Erinnerung an den großen Haushalt, den sie einst geführt hatte.
Die letzten Monate konnte die häusliche Pflege, trotz Hilfe von Schwestern aus dem Kloster im nahen Flerzheim, nicht mehr bewältigt werden, und sie wurde im Pflegeheim, das dem Krankenhaus Rheinbach angeschlossen war, untergebacht, wo sie durch Fräulein Pelikan aufopfernt gepflegt wurde. Noch kurz vor ihrem Tode mußte sich Maria Thelen, geb. Dohms, in diesem Krankenhaus einer Unterleibsoperation unterziehen, die sie auch gut überstand. Jedoch nur ein paar Wochen später wurde sie von dieser Welt abberufen.
Maria Dohms war eine sehr strenggläubige Person, die nie den Kirchenbesuch versäumte und bereits als Kind ein Gelübde ablegte, in der Sterbestunde Jesu, zwischen 14 und 15 Uhr niemals etwas zu trinken, was sie auch durchhielt, wenn der Durst noch so groß war. Warscheinlich gründete ihre strenge Religiösität darin, daß ihr Onkel (der einzige Bruder ihrer Mutter) Geistlicher war. Dieser war zunächst 30 Jahre Kaplan in Maria im Kapitol in Köln, wurde aber von seinen priesterlichen Pflichten größtenteils entbunden, da er als einer der emsigsten Kirchenmaler seiner Zeit über 40 Kirchen ausmalte und nicht zuletzt durch dieses Verdienst auf Fürbitte Kaiser Wilhelms II. und der niederländischen Königin Wilhelmine, der vorletzte Kanonikus im Aachener Münster wurde. Dieser Onkel war wohl Marias leuchtendes Vorbild, so daß sie das o. g. Gelübde ablegte.
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